Die Verlage haben ihre – zugegebenermaßen missliche – Situation im wesentlichen selbst verschuldet. Jahrzehntelang haben sie auf die technisch-gesellschaftliche Entwicklung die mit dem Internet einherging nicht reagiert. Ob aus Dummheit oder weil sie ihre Situation, in grandioser Selbsttäuschung, für unangreifbar hielten sei dahingestellt. Tatsache ist: sie haben die Entwicklung verpennt, das Geschäftsmodell der Vergangenheit funktioniert nicht in der Zukunft, eigentlich funktioniert es schon in der Gegenwart nicht mehr. Jetzt stehen sie mit dem Rücken zur Wand und stieren gierig auf die Gewinne der Firmen die „das mit dem Internet“ verstanden haben und fordern ein „Leistungsschutzrecht für Verlage“, in der Hoffnung Geld fürs Versagen zu bekommen.
Ich befürchte aber daß es für die Verlage der Untergang sein wird:
Suchmaschinen, Blogger, Nachrichtenportale, Nutzer, usw. werden versuchen dem finanziellen Druck auszuweichen und vermutlich wird sich dadurch eine neue Informations- und Nachrichteninfrastruktur und -kultur bilden, an der die Verlage gar nicht mehr beteiligt sind.
Das Geschäftsmodell der Verlage bestand in der Vergangenheit darin, Nachrichten auf Papier zu drucken und den Leuten nach Hause zu liefern. Diese Dienstleistung ist in der Neuzeit überflüssig. Nachrichten aber kommen von Nachrichtenagenturen oder Journalisten, nicht von den Verlagen. Die Journalisten mögen bei den Verlagen angestellt sein, der Artikel aber ist allein die Leistung des Journalists, nicht des Verlags.
Und an diesem Punkt muß man die Systemfrage stellen: Braucht man überhaupt noch Verlage? Könnte man nicht die Journalisten und Nachrichtenagenturen auf der einen Seite und die Leser auf der anderen Seite auch anders zusammenbringen? Und die Antwort lautet wohl: Klar.
Man bräuchte nur eine Plattform, eine Art Markt, die es Journalisten erlaubt ihre Artikel für ein paar Cent pro Leser anzubieten und die es den Lesern ermöglicht interessante Artikel einfach zu finden und die Bezahlung einfach, planbar und überschaubar macht. Mit einer Flatrate oder Kostendeckelung, damit der Leser nicht bei jedem Artikel überlegen muß ob er ihm die paar Cent wert ist und unkomplizierter Verteilung des Geldes an die Schreiber. So ein Art Mischung aus flattr und Appstore.
Bisher haben Google und Co. bereitwillig jeden indiziert, eine kostenlose Dienstleistung die Leser auf die Seiten der Verlage gespült hat. In Zukunft, mit dem Leistungsschutzrecht, werden sie das nicht mehr tun (und man wird sie auch nicht dazu zwingen können). Eher noch wird Google einen Journalisten-Leser-flattr-Appstore aus dem Boden stampfen. Google kann das: sie haben Geld – und sie haben das mit dem Internet verstanden.