Die klassische, lokale Tageszeitung hat zwei Standbeine. Einerseits berichtet sie über Ereignisse vor Ort, z.B. wie die F-Jugend gespielt hat oder wenn im Stadtpark eine neue Bank installiert wird. Andererseits erfüllt sie die Aufgabe einer klassischen Tageszeitung, nämlich den Leser mit tagesaktuellen Nachrichten zu versorgen. Einfacher gesagt: Sie druckt nachts Agenturmeldungen auf Papier, die sie ihren Leser frühmorgens in den Briefkasten steckt, damit er beim Frühstück seine Nachrichten lesen kann. Fernsehnachrichten konnten diesen Markt nicht übernehmen, einerseits wegen der sehr begrenzten Nachrichtenauswahl (Sendezeit), andererseits weil der Konsument zum richtigen Zeitpunkt vor seinem Fernseher sitzen mußte. Auch wenn die Zeitungen immer großspurig von „Qualitätsjournalismus“ reden, beim Gros der Zeitungen haben die Leute Geld bezahlt, damit die Nachrichten morgens im Briefkasten liegen.
Das Problem der Zeitungen
Dieser Teil des Geschäftsmodells ist heutzutage, im Zeitalter der allumfassenden Vernetzung, überflüssig. Das Internet transportiert Nachrichten in Millisekunden an (fast) jeden Ort der Welt. In das Internet übertragen läßt sich dieses Geschäftsmodell auch nicht, weil es diametral entgegengesetzt zur Stärke des Internets ist. Mit dem Netz können Tageszeitungen nicht konkurrieren und damit ist dieser Teil ihres Geschäftsmodells obsolet. Und die Zeitungen die damit ihr Geld erwirtschaften werden sterben – Punkt.
Überleben werden nur Zeitungen die ihren Lesern darüber hinaus einen Wert bieten: Gut recherchierte Grundlagenartikel zum Beispiel oder umfassende Beleuchtung eines Themas. Solche Zeitungen gibt es, allerdings nicht sehr viele. Meistens sind es auch Wochenzeitungen und keine Tageszeitungen, schon weil es fast unmöglich ist eine Zeitung täglich mit guten Artikeln zu füllen und (Tages-) Aktualität nicht wichtig ist.
Leistungsschutzrecht
Die meisten Zeitungen haben also ein strukturelles Problem und müssen sich entweder völlig umstellen, weg von Nachrichten zu Information, oder zumachen. In der öffentlichen Diskussion habe ich den Eindruck, daß die Verleger das nicht verstanden haben – vielleicht tun sie aber auch nur so. Sie wollen ihr überkommenes Geschäftsmodell behalten, in dem sie es sich so bequem gemacht haben und den technisch, sozialen Wandel der mit der Vernetzung einher ging ignorieren. Sie können mit ihrem völlig überflüssigem Geschäftsmodell im Netz nicht Fuß fassen und sehen neidisch auf Google und Co. die es geschafft haben dort Geld zu verdienen. Und von diesem Geld wollen sie etwas haben.
Nun wollen Google, Bing und andere davon nichts abgeben, allein schon weil es dafür keinen vernünftigen Grund gibt. Die Suchmaschinen indizieren die Verlagsseiten und machen damit die Artikel der Verlage für potentielle Leser überhaupt erst auffindbar. Sie erbringen eine Dienstleistung ohne die den Verlagen ein erheblicher Teil ihrer Lesern verloren ginge. Also müßten wohl eher die Verlage die Suchmaschinen bezahlen, so wie sie für andere Art Werbung auch bezahlen, z.B. für Einträge in Telephonbücher.
Deswegen haben sie sich CDU/CSU/FDP/… vor ihren Wagen gespannt um sich einen gesetzlichen Anspruch auf Zuwendungen von Google, Bing, etc. zu sichern. Wie aus der Luft gegriffen dieser Anspruch ist, sieht man schon am Gesetzesvorschlag. Die Lobbyisten der Verlage sind nicht einmal in der Lage ihre Anforderungen vernünftig in einem Gesetz zu formulieren. Die Begründung wieso ihnen welche Zahlungen für welche Leistung zusteht will nicht recht gelingen. Entsprechend vernichten fällt die Stellungnahme des Max-Planck-Institut für
Imaterialgüter- und Wettbewerbsrecht über den Leistungsschutzrechtsvorschlag aus – der wohl aus rechtlicher Sicht fundierteste Kommentar.
Das Leistungsschutzrecht ist der, hoffentlich erfolglose, Versuch der Verleger durch staatliche Subventionierung ein Geschäftsmodell aus der Vor-Internet-Zeit in die Gegenwart zu retten.
Die Verlage haben ihre – zugegebenermaßen missliche – Situation im wesentlichen selbst verschuldet. Jahrzehntelang haben sie auf die technisch-gesellschaftliche Entwicklung die mit dem Internet einherging nicht reagiert. Ob aus Dummheit oder weil sie ihre
Tracked: Feb 25, 23:29